Entwicklung des Buddha: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Glossar des Buddhismus
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt: „=Die Entwicklung des Buddha= ==Die Erfahrungen des Siddharta Gautama== Bei der Geburt erkannten die herangezogenen Seher und Weisen, daß es sich um ein außergewöhnliches Kind handelte, da es die Merkmale des vollkommenen Menschen zeigte. Sie prophezeiten ihm die Weltherrschaft, wenn es sich dem Weltleben zuwenden sollte, jedoch die Buddhaschaft, wenn es beim Anblick von Alter, Krankheit und Tod den Weg in die Hauslosigkeit einschlagen würde. Diese H…“)
 
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
=Die Entwicklung des Buddha=
=Die Erfahrungen des Siddharta Gautama=
 
==Die Erfahrungen des Siddharta Gautama==


Bei der Geburt erkannten die herangezogenen Seher und Weisen, daß es sich um ein außergewöhnliches Kind handelte, da es die Merkmale des vollkommenen Menschen zeigte. Sie prophezeiten ihm die Weltherrschaft, wenn es sich dem Weltleben zuwenden sollte, jedoch die Buddhaschaft, wenn es beim Anblick von Alter, Krankheit und Tod den Weg in die Hauslosigkeit einschlagen würde. Diese Hinweise veranlassten den Vater, das Schicksal seines Sohnes so zu lenken, daß er einmal ein weltbeherrschender König würde. Er ließ ihn in Pracht und Glanz aufziehen und dem Brauche gemäß früh heiraten. Der Anblick von Alter, Krankheit und Tod wurde ihm absichtlich vorenthalten. So wuchs der Prinz Siddhattha im Genusse aller Freuden des Lebens heran.
Bei der Geburt erkannten die herangezogenen Seher und Weisen, daß es sich um ein außergewöhnliches Kind handelte, da es die Merkmale des vollkommenen Menschen zeigte. Sie prophezeiten ihm die Weltherrschaft, wenn es sich dem Weltleben zuwenden sollte, jedoch die Buddhaschaft, wenn es beim Anblick von Alter, Krankheit und Tod den Weg in die Hauslosigkeit einschlagen würde. Diese Hinweise veranlassten den Vater, das Schicksal seines Sohnes so zu lenken, daß er einmal ein weltbeherrschender König würde. Er ließ ihn in Pracht und Glanz aufziehen und dem Brauche gemäß früh heiraten. Der Anblick von Alter, Krankheit und Tod wurde ihm absichtlich vorenthalten. So wuchs der Prinz Siddhattha im Genusse aller Freuden des Lebens heran.
Zeile 22: Zeile 20:
Und so wird er sich wohl schon als Jugendlicher ungewöhnlich intensiv mit solchen Gedanken gequält haben – zumal er irgendwann keineswegs nur mehr weltabgeschieden in seinem Palast lebt. Der Prinz hat vermutlich, das zumindest legen seine späteren Gleichnisse aus deren Alltag nahe, mit Geldverleihern, Färbern oder Elefantenlenkern gesprochen und ihr Handwerk recht genau studiert.
Und so wird er sich wohl schon als Jugendlicher ungewöhnlich intensiv mit solchen Gedanken gequält haben – zumal er irgendwann keineswegs nur mehr weltabgeschieden in seinem Palast lebt. Der Prinz hat vermutlich, das zumindest legen seine späteren Gleichnisse aus deren Alltag nahe, mit Geldverleihern, Färbern oder Elefantenlenkern gesprochen und ihr Handwerk recht genau studiert.


Wandlung
==Wandlung==
 


Der spätere Buddha berichtet von dieser seiner Wandlung:
Der spätere Buddha berichtet von dieser seiner Wandlung:
Zeile 45: Zeile 42:
Und nach einiger Zeit, ihr Mönche, ließ ich mir, noch jung und kräftig, schwarzhaarig, in voller jugendlicher Schönheit, im ersten Mannesalter, gegen den Wunsch der Eltern, der tränenüberströmten, weinenden, Haar und Bart scheren, legte die gelben Mönchsgewänder an und zog aus dem Haus in die Hauslosigkeit hinaus.
Und nach einiger Zeit, ihr Mönche, ließ ich mir, noch jung und kräftig, schwarzhaarig, in voller jugendlicher Schönheit, im ersten Mannesalter, gegen den Wunsch der Eltern, der tränenüberströmten, weinenden, Haar und Bart scheren, legte die gelben Mönchsgewänder an und zog aus dem Haus in die Hauslosigkeit hinaus.


Siddhattha Gautamas Aufbruch
==Siddhattha Gautamas Aufbruch==


Bei seinem nächsten Ausflug in die Alltagswelt begegnete Siddhattha einem Asketen. Die Asketen waren damals ausnahmslos Männer, und diese wurden auch als Samanas bezeichnet. Es handelte sich dabei um wandernde Pilger auf der Suche nach einem Weg der Befreiung aus der scheinbaren Sinnlosigkeit des Lebens. Diese Begegnung war ausschlaggebend für die Art des Beginns seiner Suche nach der Erleuchtung, denn genau so sah dabei seine erste Zeit aus.
Bei seinem nächsten Ausflug in die Alltagswelt begegnete Siddhattha einem Asketen. Die Asketen waren damals ausnahmslos Männer, und diese wurden auch als Samanas bezeichnet. Es handelte sich dabei um wandernde Pilger auf der Suche nach einem Weg der Befreiung aus der scheinbaren Sinnlosigkeit des Lebens. Diese Begegnung war ausschlaggebend für die Art des Beginns seiner Suche nach der Erleuchtung, denn genau so sah dabei seine erste Zeit aus.
Zeile 53: Zeile 50:
Während Siddhattha noch mit dem Fuß auf der Schwelle der Tür stand, überkam ihn der Gedanke, die Hand seines Weibes zur Seite zu schieben und seinen Sohn mitzunehmen. Doch der Umstand, dass sie dabei erwachen würde, ließ ihn von dieser Idee wieder absehen. Mit dem tröstenden Gedanken später, als Buddha, einmal wiederzukehren um seinen Sohn zu sehen verließ er schließlich alleine den Palast und ging in die Welt hinaus.
Während Siddhattha noch mit dem Fuß auf der Schwelle der Tür stand, überkam ihn der Gedanke, die Hand seines Weibes zur Seite zu schieben und seinen Sohn mitzunehmen. Doch der Umstand, dass sie dabei erwachen würde, ließ ihn von dieser Idee wieder absehen. Mit dem tröstenden Gedanken später, als Buddha, einmal wiederzukehren um seinen Sohn zu sehen verließ er schließlich alleine den Palast und ging in die Welt hinaus.


 
==Der Zeitraum der Askese==
 
Der Zeitraum der Askese


Nachdem der Bodhisatta oder der „Erwachung-Suchende“ (wie er jetzt genannt wurde) Heim und Familie verlassen hat, begibt er sich südwärts nach Magadha (das heutige Bihar), wo kleine Gruppen Suchender, in ruhiger Umgebung, nach spiritueller Erleuchtung strebten, meistens unter der Führung eines Guru. Zu jener Zeit konnte Nordindien stolz sein auf mehrere vollendete Meister, die berühmt für ihre philosophischen Systeme und Errungenschaften in der Meditation waren. Siddattha suchte zwei der hervorragendsten auf, Alara Kalama und Uddaka Ramaputta. Von ihnen lernt er Meditationssysteme, die nach der Beschreibung in den Texten zu urteilen, wohl Vorläufer des Yoga waren. Der Bodhisatta meistert ihre Lehren und Meditationsweisen; doch obwohl er hohe Zustände innerer Sammlung (samadhi) erreicht, findet er diese Lehren ungenügend, weil sie nicht zu dem Ziel führten, das er sucht: die vollkommene Erwachung und die Verwirklichung des Nibbana, die vollkommene Befreiung vom Leiden.
Nachdem der Bodhisatta oder der „Erwachung-Suchende“ (wie er jetzt genannt wurde) Heim und Familie verlassen hat, begibt er sich südwärts nach Magadha (das heutige Bihar), wo kleine Gruppen Suchender, in ruhiger Umgebung, nach spiritueller Erleuchtung strebten, meistens unter der Führung eines Guru. Zu jener Zeit konnte Nordindien stolz sein auf mehrere vollendete Meister, die berühmt für ihre philosophischen Systeme und Errungenschaften in der Meditation waren. Siddattha suchte zwei der hervorragendsten auf, Alara Kalama und Uddaka Ramaputta. Von ihnen lernt er Meditationssysteme, die nach der Beschreibung in den Texten zu urteilen, wohl Vorläufer des Yoga waren. Der Bodhisatta meistert ihre Lehren und Meditationsweisen; doch obwohl er hohe Zustände innerer Sammlung (samadhi) erreicht, findet er diese Lehren ungenügend, weil sie nicht zu dem Ziel führten, das er sucht: die vollkommene Erwachung und die Verwirklichung des Nibbana, die vollkommene Befreiung vom Leiden.
Zeile 66: Zeile 61:
Langsam spricht sich in der Gegend herum, dass dort ein Mann im Wald ausharrt, der sich extrem quält. Fünf Wanderasketen finden zu ihm, die ihren Körper gleich ihm martern, um zu höherer Erkenntnis zu gelangen.
Langsam spricht sich in der Gegend herum, dass dort ein Mann im Wald ausharrt, der sich extrem quält. Fünf Wanderasketen finden zu ihm, die ihren Körper gleich ihm martern, um zu höherer Erkenntnis zu gelangen.


Der mittlere Weg
==Der mittlere Weg==
 
Irgendwann erinnert sich Siddharta an seine Kindheit. Einst saß er im Schatten eines Rosenapfelbaumes – und gelangte dabei in einen Zustand der freudigen Enthobenheit, eine Versenkung in sich selbst, „ohne sinnliche Gelüste und böse Ideen“. Kann er diesen glückhaft – leichten Zustand erreichen, während er seinen Körper Torturen unterwirft? Nein.
Irgendwann erinnert sich Siddharta an seine Kindheit. Einst saß er im Schatten eines Rosenapfelbaumes – und gelangte dabei in einen Zustand der freudigen Enthobenheit, eine Versenkung in sich selbst, „ohne sinnliche Gelüste und böse Ideen“. Kann er diesen glückhaft – leichten Zustand erreichen, während er seinen Körper Torturen unterwirft? Nein.


Zeile 74: Zeile 70:


Jetzt war er allein, und dieses Alleinsein ermöglichte es ihm, sein Streben ungestört fortzusetzen.
Jetzt war er allein, und dieses Alleinsein ermöglichte es ihm, sein Streben ungestört fortzusetzen.
{{ks}}

Version vom 21. August 2024, 09:27 Uhr

Die Erfahrungen des Siddharta Gautama

Bei der Geburt erkannten die herangezogenen Seher und Weisen, daß es sich um ein außergewöhnliches Kind handelte, da es die Merkmale des vollkommenen Menschen zeigte. Sie prophezeiten ihm die Weltherrschaft, wenn es sich dem Weltleben zuwenden sollte, jedoch die Buddhaschaft, wenn es beim Anblick von Alter, Krankheit und Tod den Weg in die Hauslosigkeit einschlagen würde. Diese Hinweise veranlassten den Vater, das Schicksal seines Sohnes so zu lenken, daß er einmal ein weltbeherrschender König würde. Er ließ ihn in Pracht und Glanz aufziehen und dem Brauche gemäß früh heiraten. Der Anblick von Alter, Krankheit und Tod wurde ihm absichtlich vorenthalten. So wuchs der Prinz Siddhattha im Genusse aller Freuden des Lebens heran.

Die Residenz des Vaters liegt leicht erhöht und ist von einem niedrigen Erdwall umgeben – also doppelt abgesondert von der Welt der Untertanen. Aus Ziegeln gefertigt sind die mehrgeschossigen Gebäude. In einer Lehrrede spricht Buddha selbst von drei Palastbauten, in denen er gelebt habe, und als Ausdruck des extremen Luxus dort erwähnt er Teiche mit blauem, weißem und rotem Lotus. Die lärmerfüllten Gassen der Geldwechsler und Goldschmiede, der Handwerker und Garköche wird er anfangs kaum je betreten. Und die Ärmsten der Armen, die Bettler, die Holzsammler, die Menschen, die aus dem Dung der Tiere Briketts zum Brennen formen und in erbärmlichen Hütten oder Erdhöhlen jenseits der Stadtmauer hausen, nur ein paar hundert Meter vom Palast entfernt – sie sind unsichtbar für den heranwachsenden Siddharta.

Als er 16 Jahre alt ist, verheiratet ihn der Vater mit der gleichaltrigen, schönen und geistreichen Bhaddakaccana: einer Cousine, denn so bleibt das Blut der Adeligen „rein“. Das junge Paar wohnt weiterhin im Palast des Vaters. „Verwöhnt lebte ich“, wird Buddha viele Jahre später zugeben, „äußerst verwöhnt.“ Doch selbst in jener Zeit schon betäubt der Luxus weder seinen grüblerischen Verstand noch seine Sehnsucht nach Höherem, nach einer neuen Form von Spiritualität.

Die Ausfahrten des Siddharta

Ein legendenhafter Bericht über das Leben Buddhas, rund ein Jahrtausend nach dessen Tod verfasst, beschreibt die Wandlung des im Luxus lebenden Prinzen hin zum Sucher nach einem neuen Glauben in den „Vier Ausfahrten“. Dabei sind diese Berichte nicht wörtlich im Sinne von erleben zu sehen, sondern im Sinne von Erfahrung. Siddharta hatte einmal im Alter von 29 Jahren die Lust überkommen, einen Park vor den Toren der Stadt zu besuchen.Im Pferdegespann ließ er sich fahren, begleitet nur von seinem Wagenlenker. Da habe er erstmals einen Greis erblickt. Erschrocken fragte der Prinz seinen Diener, wer diese gebeugte, grauhaarige, zahnlose Gestalt sei – und erhielt zur Antwort: ein alter Mann.

Auf drei weiteren Ausfahrten, so die Legende weiter, habe Siddharta in ähnlicher Weise einen Kranken, einen Toten und einen Mönch gesehen. Diese Erlebnisse hätten ihm die Augen geöffnet für die Vergänglichkeit aller Dinge – und ihm zugleich einen Weg gewiesen, sich dieser Vergänglichkeit zu stellen. Noch in der Nacht nach seiner vierten Ausfahrt habe er seine Familie, den Palast und seine Heimat verlassen, um als Asket sinnsuchend durch das Land zu ziehen.

Tatsächlich jedoch quälen den jungen Fürstensohn wohl schon länger Gedanken über das Leid. Denn im Pali-Kanon ist eine Rede Buddhas an seine Anhänger überliefert, in der er Folgendes berichtet: „In solchem Wohlleben kam mir der Gedanke: , Wahrlich, der naive Weitung, selber dem Alter unterworfen, ist angeekelt, wenn er einen Alten sieht. Doch auch ich bin ja dem Alter unterworfen, kann ihm nicht entgehen.'“ Ähnliches erzählt er auch von Krankheit und Tod.

Und so wird er sich wohl schon als Jugendlicher ungewöhnlich intensiv mit solchen Gedanken gequält haben – zumal er irgendwann keineswegs nur mehr weltabgeschieden in seinem Palast lebt. Der Prinz hat vermutlich, das zumindest legen seine späteren Gleichnisse aus deren Alltag nahe, mit Geldverleihern, Färbern oder Elefantenlenkern gesprochen und ihr Handwerk recht genau studiert.

Wandlung

Der spätere Buddha berichtet von dieser seiner Wandlung: Auch ich, ihr Mönche, habe früher vor der vollen Erwachung, als noch nicht Vollerwachter, als Bodhisatta, selber der Geburt unterworfen, gerade das der Geburt Unterworfene gesucht; selber dem Alter unterworfen, habe ich gerade das dem Altern Unterworfene gesucht; selber der Krankheit unterworfen, habe ich gerade das der Krankheit Unterworfene gesucht; selber dem Sterben unterworfen, habe ich gerade das dem Sterben Unterworfene gesucht;

Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: Warum denn nur suche ich, selber der Geburt unterworfen, gerade das der Geburt Unterworfene?; selber dem Alter unterworfen, gerade das dem Altern Unterworfene?; selber der Krankheit unterworfen, gerade das der Krankheit Unterworfene?; selber dem Sterben unterworfen, gerade das dem Sterben Unterworfene?

Sollte ich nicht, selber der Geburt unterworfen, in diesem der Geburt Unterworfensein das Elend erkennend, die geburtfreie, unvergleichliche innere Beruhigung, das Verlöschen suchen?; selber dem Altern unterworfen, in diesem dem Alter Unterworfensein das Elend erkennend, die alternsfreie, unvergleichliche innere Beruhigung, das Verlöschen suchen?; selber der Krankheit unterworfen, in diesem der Krankheit Unterworfensein das Elend erkennend, die krankheitsfreie, unvergleichliche innere Beruhigung, das Verlöschen suchen?; selber dem Sterben unterworfen, in diesem dem Sterben Unterworfensein das Elend erkennend, die todfreie, unvergleichliche innere Beruhigung, das Verlöschen suchen?

Und nach einiger Zeit, ihr Mönche, ließ ich mir, noch jung und kräftig, schwarzhaarig, in voller jugendlicher Schönheit, im ersten Mannesalter, gegen den Wunsch der Eltern, der tränenüberströmten, weinenden, Haar und Bart scheren, legte die gelben Mönchsgewänder an und zog aus dem Haus in die Hauslosigkeit hinaus.

Siddhattha Gautamas Aufbruch

Bei seinem nächsten Ausflug in die Alltagswelt begegnete Siddhattha einem Asketen. Die Asketen waren damals ausnahmslos Männer, und diese wurden auch als Samanas bezeichnet. Es handelte sich dabei um wandernde Pilger auf der Suche nach einem Weg der Befreiung aus der scheinbaren Sinnlosigkeit des Lebens. Diese Begegnung war ausschlaggebend für die Art des Beginns seiner Suche nach der Erleuchtung, denn genau so sah dabei seine erste Zeit aus.

In einer offenbar ganz spontanen Eingebung beschloss Siddhattha Gotama plötzlich seine Familie und seinen Reichtum zu verlassen, fortzuziehen und ein „Asket in der Wüste“ zu werden. So schlich er eines Nachts in das Zimmer seiner schlafenden Gemahlin und blickte zum letzten Mal auf sie und seinen Sohn. Als er das Schlafgemach betrat, brannte dort eine Lampe mit wohlriechendem Öl und das Bett war mit duftenden Jasminblüten und anderen Blumen geschmückt. Die Hand seiner Frau lag im Schlaf auf dem Haupte von Rāhula, ihrem gemeinsamen Sohn.

Während Siddhattha noch mit dem Fuß auf der Schwelle der Tür stand, überkam ihn der Gedanke, die Hand seines Weibes zur Seite zu schieben und seinen Sohn mitzunehmen. Doch der Umstand, dass sie dabei erwachen würde, ließ ihn von dieser Idee wieder absehen. Mit dem tröstenden Gedanken später, als Buddha, einmal wiederzukehren um seinen Sohn zu sehen verließ er schließlich alleine den Palast und ging in die Welt hinaus.

Der Zeitraum der Askese

Nachdem der Bodhisatta oder der „Erwachung-Suchende“ (wie er jetzt genannt wurde) Heim und Familie verlassen hat, begibt er sich südwärts nach Magadha (das heutige Bihar), wo kleine Gruppen Suchender, in ruhiger Umgebung, nach spiritueller Erleuchtung strebten, meistens unter der Führung eines Guru. Zu jener Zeit konnte Nordindien stolz sein auf mehrere vollendete Meister, die berühmt für ihre philosophischen Systeme und Errungenschaften in der Meditation waren. Siddattha suchte zwei der hervorragendsten auf, Alara Kalama und Uddaka Ramaputta. Von ihnen lernt er Meditationssysteme, die nach der Beschreibung in den Texten zu urteilen, wohl Vorläufer des Yoga waren. Der Bodhisatta meistert ihre Lehren und Meditationsweisen; doch obwohl er hohe Zustände innerer Sammlung (samadhi) erreicht, findet er diese Lehren ungenügend, weil sie nicht zu dem Ziel führten, das er sucht: die vollkommene Erwachung und die Verwirklichung des Nibbana, die vollkommene Befreiung vom Leiden.

Er verläßt seine Lehrer und verfolgt einen anderen Weg, einen, der im alten Indien verbreitet war und auch heute noch praktiziert wird. Er betritt den Weg der Askese, der Selbstkasteiung, in der Überzeugung, daß Befreiung dadurch zu erlangen sei, daß man dem Körper Schmerzen zufügt, die jenseits von dem liegen, was normalerweise ertragen werden kann.

Sechs Jahre lang versucht es Siddharta mit verschiedenen Techniken – hält etwa den Atem so lange an, bis ihm der Schädel zu platzen scheint. Als aber alles zu nichts führt, wählt er den Hunger. Immer weniger isst er, immer extremer gestaltet er seine Askese. Zeitweise nimmt er seinen eigenen Kot zu sich, wenn dieser noch nicht gänzlich verdaute Bestandteile enthält: „Gleich dürren, welken Rohrknüppeln wurden meine Gliedmaßen, gleich einem Kamelhuf mein Gesäß und wie eine Kugelkette mein Rückgrat. Wollte ich meine Bauchdecke fühlen, berührte ich mein Rückgrat, denn Bauch und Rückgrat waren durch meine äußerst geringe Nahrungsaufnahme nahe aneinander gekommen.“

Langsam spricht sich in der Gegend herum, dass dort ein Mann im Wald ausharrt, der sich extrem quält. Fünf Wanderasketen finden zu ihm, die ihren Körper gleich ihm martern, um zu höherer Erkenntnis zu gelangen.

Der mittlere Weg

Irgendwann erinnert sich Siddharta an seine Kindheit. Einst saß er im Schatten eines Rosenapfelbaumes – und gelangte dabei in einen Zustand der freudigen Enthobenheit, eine Versenkung in sich selbst, „ohne sinnliche Gelüste und böse Ideen“. Kann er diesen glückhaft – leichten Zustand erreichen, während er seinen Körper Torturen unterwirft? Nein.

Nun dachte er an einen anderen Weg zur Erwachung, einen, der die notwendige Pflege des Körpers und lange Kontemplation miteinander in ausgeglichener Weise verbindet. Er nannte diesen Weg später „den mittleren Weg“, weil er das Extrem sinnlichen Genusses ebenso wie das der Selbstkasteiung vermeidet. Beide Extreme hatte er selbst erlebt, das erstere als Prinz und das letztere als Asket. Beide erkannte er als Sackgassen. Ihm war klar, daß er erst wieder zu Kräften kommen müßte, um den mittleren Weg zu gehen. Er gab seine Askeseübungen auf und nahm wieder Nahrhaftes zu sich.

Zu der Zeit lebten fünf andere Asketen bei dem Bodhisatta. Sie hofften, daß er sie nach Erlangung seiner eigenen Erwachung würde leiten können. Als sie aber sahen, daß er kräftiges Essen zu sich nahm, verließen sie ihn, da sie dachten, der prinzliche Asket hätte seine Bemühungen aufgegeben und wolle wieder ein luxuriöses Leben führen.

Jetzt war er allein, und dieses Alleinsein ermöglichte es ihm, sein Streben ungestört fortzusetzen.



Die Seite wurde erstellt von Kurt Singer
Zur Erleichterung: hier das Quellenverzeichnis und die Abkürzungen


Hier geht es zu meinen Seiten über Thailand und über den Buddhismus:

Thailand | Schreib mir eine Mail