Erleuchtung: Unterschied zwischen den Versionen

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==Der Vorgang des Erwachens > [[bodhi]]==
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Die 37 zur Erleuchtung gehörenden Dinge [[bodhipakkhiya-dhamma]]. Das Ziel aller buddhistischen Praxis. Erleuchtung ist ein Zustand, der mit unseren normalen Begrifflichkeiten nicht zu fassen ist. Buddhisten beschränken sich deshalb oft auf den Hinweis, daß es sich um eine völlig andere Wirklichkeit handelt.
Die 37 zur Erleuchtung gehörenden Dinge [[bodhipakkhiya-dhamma]]. Das Ziel aller buddhistischen Praxis. Erleuchtung ist ein Zustand, der mit unseren normalen Begrifflichkeiten nicht zu fassen ist. Buddhisten beschränken sich deshalb oft auf den Hinweis, daß es sich um eine völlig andere Wirklichkeit handelt.


 
=Die Erleuchtung des Buddha=
Die Erleuchtung des Buddha


Eines Tages, nachdem er wieder zu Kräften gekommen war, näherte er sich einem lieblichen Flecken in Uruvela am Ufer des Flusses Nerajara. Er bereitete sich einen Sitz : aus Stroh unter einem Asvattha-Baum (den man später Bodhi-Baum nannte), setzte sich mit gekreuzten Beinen; ‚.., nieder und beschloß, sich nicht mehr von diesem Sitz zu erheben, bevor er sein Ziel erreicht hätte. In der Abenddämmerung begab er sich in tiefe innere Sammlung, bis sein Denken völlig ruhig und einspitzig war. Dann, in der ersten Nachtwache, – so steht es zu lesen – richtete er seine Konzentration auf seine früheren Leben. Schrittweise, bis in vergangene Äonen, entfalteten sie sich vor seinem inneren Auge und er sah die Erfahrungen die er darin machte.
Eines Tages, nachdem er wieder zu Kräften gekommen war, näherte er sich einem lieblichen Flecken in Uruvela am Ufer des Flusses Nerajara. Er bereitete sich einen Sitz : aus Stroh unter einem Asvattha-Baum (den man später Bodhi-Baum nannte), setzte sich mit gekreuzten Beinen; ‚.., nieder und beschloß, sich nicht mehr von diesem Sitz zu erheben, bevor er sein Ziel erreicht hätte. In der Abenddämmerung begab er sich in tiefe innere Sammlung, bis sein Denken völlig ruhig und einspitzig war. Dann, in der ersten Nachtwache, – so steht es zu lesen – richtete er seine Konzentration auf seine früheren Leben. Schrittweise, bis in vergangene Äonen, entfalteten sie sich vor seinem inneren Auge und er sah die Erfahrungen die er darin machte.


Während der zweiten Nachtwache entwickelte er das „göttliche Auge“, er sah wie die Wesen nach ihrem Tode, ihrem Wirken (Karma) entsprechend, wiedergeboren werden; und in der letzten Nachtwache durchdrang er die tiefsten Wahrheiten der Existenz, die grundlegendsten Gesetze des Daseins, wodurch er die subtilsten, feinsten Schleier der Unwissenheit von seinem Geist entfernte. Als der Morgen dämmerte, war die unter dem Baum sitzende Gestalt nicht mehr ein Bodhisatta, ein um Erwachung Ringender, sondern ein Buddha, ein vollkommen Erwachter, einer, der noch zu Lebzeiten das Todlose erlangt hatte.


Während der zweiten Nachtwache entwickelte er das „göttliche Auge“, er sah wie die Wesen nach ihrem Tode, ihrem Wirken (Karma) entsprechend, wiedergeboren werden; und in der letzten Nachtwache durchdrang er die tiefsten Wahrheiten der Existenz, die grundlegendsten Gesetze des Daseins, wodurch er die subtilsten, feinsten Schleier der Unwissenheit von seinem Geist entfernte. Als der Morgen dämmerte, war die unter dem Baum sitzende Gestalt nicht mehr ein Bodhisatta, ein um Erwachung Ringender, sondern ein Buddha, ein vollkommen Erwachter, einer, der noch zu Lebzeiten das Todlose erlangt hatte.
Der [[Erleuchtungstag]] wird gesondert gefeiert.


==Der Erwachte==


Der Erwachte
Der gerade erwachte Buddha blieb mehrere Wochen in der Nähe des Bodhi-Baums und kontemplierte den Dhamma, die entdeckte Wahrheit, unter verschiedenen Gesichtspunkten. Dann kam er zu einem Kreuzweg seines spirituellen Werdegangs: Sollte er lehren, sollte er versuchen, seine Verwirklichung mit anderen zu teilen oder sollte er lieber ruhig im Wald bleiben und sich allein an der Glückseligkeit der Befreiung erfreuen?
Der gerade erwachte Buddha blieb mehrere Wochen in der Nähe des Bodhi-Baums und kontemplierte den Dhamma, die entdeckte Wahrheit, unter verschiedenen Gesichtspunkten. Dann kam er zu einem Kreuzweg seines spirituellen Werdegangs: Sollte er lehren, sollte er versuchen, seine Verwirklichung mit anderen zu teilen oder sollte er lieber ruhig im Wald bleiben und sich allein an der Glückseligkeit der Befreiung erfreuen?


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Die Zeit, die Siddhattha Gotama Buddha predigend und lehrend bis zu seinem Tod verbrachte, soll noch gut 40 Jahre, wahrscheinlich ziemlich genau 44 Jahre, betragen haben, bevor er sein irdisches Leben beendete.
Die Zeit, die Siddhattha Gotama Buddha predigend und lehrend bis zu seinem Tod verbrachte, soll noch gut 40 Jahre, wahrscheinlich ziemlich genau 44 Jahre, betragen haben, bevor er sein irdisches Leben beendete.


==Des Buddhas Abschied vom Leben==


Des Buddhas Abschied vom Leben
An einem besonders schönen Platz in der Nähe des Cāpāla-Denkmals ausruhend, sprach der Buddha zu Ananda: „Wer, wie ich, die vier Grundlagen der übernormalen Fähigkeiten in vollkommenem Maße ausgebildet hat, der könnte, wenn er wollte, eine Weltperiode lang am Leben bleiben.“ Als der Buddha bald darauf Ananda seinen Entschluß kundgab, nach drei Monaten in das Parinirvana einzugehen, erinnerte sich Ananda jener Worte und bat den Buddha, eine Weltperiode lang am Leben zu bleiben, aber der Buddha erwiderte ihm: „Glaubst du denn daran, Ananda?“ und da Ananda mit Ja antwortete, fuhr der Buddha fort: „Dann hättest du mich damals darum bitten sollen, jetzt ist es zu spät, denn nun habe ich meinen Entschluß gefaßt.“
An einem besonders schönen Platz in der Nähe des Cāpāla-Denkmals ausruhend, sprach der Buddha zu Ananda: „Wer, wie ich, die vier Grundlagen der übernormalen Fähigkeiten in vollkommenem Maße ausgebildet hat, der könnte, wenn er wollte, eine Weltperiode lang am Leben bleiben.“ Als der Buddha bald darauf Ananda seinen Entschluß kundgab, nach drei Monaten in das Parinirvana einzugehen, erinnerte sich Ananda jener Worte und bat den Buddha, eine Weltperiode lang am Leben zu bleiben, aber der Buddha erwiderte ihm: „Glaubst du denn daran, Ananda?“ und da Ananda mit Ja antwortete, fuhr der Buddha fort: „Dann hättest du mich damals darum bitten sollen, jetzt ist es zu spät, denn nun habe ich meinen Entschluß gefaßt.“


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So erkannte Buddha die Vorzüge Anandas vor der Gemeinde an. Dann schickte er ihn nach dem Rathaus von Kusinara, um den dortigen Ratsherren, den Mallas, anzuzeigen, daß der Buddha in ihrem Park in der kommenden Nacht zum Parinirvana eingehen werde. Nun kamen die Mallas mit ihren Familien, um von dem Buddha trauernd Abschied zu nehmen, und Ananda hatte dafür zu sorgen, daß dieser letzte Besuch bei dem sterbenden Buddha ordnungsmäßig vonstatten ging. Diese schwierige Aufgabe löste er gewandt in der Weise, daß er die Mallas nicht einzeln, sondern familienweise vortreten und dem Buddha ihre Verneigung machen ließ. So brachte er es fertig, daß die ganze Zeremonie im ersten Drittel der Nacht erledigt wurde.
So erkannte Buddha die Vorzüge Anandas vor der Gemeinde an. Dann schickte er ihn nach dem Rathaus von Kusinara, um den dortigen Ratsherren, den Mallas, anzuzeigen, daß der Buddha in ihrem Park in der kommenden Nacht zum Parinirvana eingehen werde. Nun kamen die Mallas mit ihren Familien, um von dem Buddha trauernd Abschied zu nehmen, und Ananda hatte dafür zu sorgen, daß dieser letzte Besuch bei dem sterbenden Buddha ordnungsmäßig vonstatten ging. Diese schwierige Aufgabe löste er gewandt in der Weise, daß er die Mallas nicht einzeln, sondern familienweise vortreten und dem Buddha ihre Verneigung machen ließ. So brachte er es fertig, daß die ganze Zeremonie im ersten Drittel der Nacht erledigt wurde.


==Der Tod des Buddha in Kusinara==


Der Tod des Buddha in Kusinara
Nachdem er lange Jahre gelehrt hatte, begab sich der Buddha im hohen Alter von 80 Jahren in die nördliche Stadt Kushinagar. Nicht lange vor seinem Tod wurde der Buddha von seinem Lieblingsschüler Ānanda gefragt, wie sein späteres Begräbnis vollzogen werden solle. Daraufhin antwortete der Buddha, dass er dies den gläubigen Laien und Prinzen überlassen könne. Dies wurde so interpretiert, dass man ihn auf die Begräbnisweise berühmter Leute unter einem großen Grabhügel bestatten müsse.
Nachdem er lange Jahre gelehrt hatte, begab sich der Buddha im hohen Alter von 80 Jahren in die nördliche Stadt Kushinagar. Nicht lange vor seinem Tod wurde der Buddha von seinem Lieblingsschüler Ānanda gefragt, wie sein späteres Begräbnis vollzogen werden solle. Daraufhin antwortete der Buddha, dass er dies den gläubigen Laien und Prinzen überlassen könne. Dies wurde so interpretiert, dass man ihn auf die Begräbnisweise berühmter Leute unter einem großen Grabhügel bestatten müsse.


Der Tod des Buddha selbst ist besonders ausführlich im „Maha Parinibbana Sutta“ (der Rede über den Eintritt in das endgültige Nibbana=Nirwana*) beschrieben. Kurz vor seinem Tod wurde er demnach wieder von Mara, dem personifizierten Bösen, heimgesucht, der ihn drängte doch endlich in das Nibbana einzutreten. Der Buddha versicherte ihm, dass dies in Kürze auch geschehen würde. Doch das bedeutete keinesfalls einen Sieg für das Böse, da die Lehre des Buddha bereits im ganzen Land verbreitet war und sich immer mehr Anhänger fanden, die die Lehre weitergaben. Der Buddhismus war auf dem Vormarsch, und nichts konnte ihn mehr aufhalten.


*Ich habe je nach Quelle das Wort Nibbana oder Nirwana benutzt.


Der Tod des Buddha selbst ist besonders ausführlich im „Maha Parinibbana Sutta“ (der Rede über den Eintritt in das endgültige Nibbana=Nirwana*) beschrieben. Kurz vor seinem Tod wurde er demnach wieder von Mara, dem personifizierten Bösen, heimgesucht, der ihn drängte doch endlich in das Nibbana einzutreten. Der Buddha versicherte ihm, dass dies in Kürze auch geschehen würde. Doch das bedeutete keinesfalls einen Sieg für das Böse, da die Lehre des Buddha bereits im ganzen Land verbreitet war und sich immer mehr Anhänger fanden, die die Lehre weitergaben. Der Buddhismus war auf dem Vormarsch, und nichts konnte ihn mehr aufhalten.
Um dem Buddha, seinem Leben und seiner Lehre nahe zu kommen habe ich eine [[Reflexion]] geschrieben.
 
*Ich habe je nach Quelle das Wort Nibbana oder Nirwana benutzt.






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Aktuelle Version vom 5. September 2024, 09:47 Uhr

Erleuchtungsbegriff *1[Bearbeiten]

Der Vorgang des Erwachens > bodhi[Bearbeiten]

Die 37 zur Erleuchtung gehörenden Dinge bodhipakkhiya-dhamma. Das Ziel aller buddhistischen Praxis. Erleuchtung ist ein Zustand, der mit unseren normalen Begrifflichkeiten nicht zu fassen ist. Buddhisten beschränken sich deshalb oft auf den Hinweis, daß es sich um eine völlig andere Wirklichkeit handelt.

Die Erleuchtung des Buddha[Bearbeiten]

Eines Tages, nachdem er wieder zu Kräften gekommen war, näherte er sich einem lieblichen Flecken in Uruvela am Ufer des Flusses Nerajara. Er bereitete sich einen Sitz : aus Stroh unter einem Asvattha-Baum (den man später Bodhi-Baum nannte), setzte sich mit gekreuzten Beinen; ‚.., nieder und beschloß, sich nicht mehr von diesem Sitz zu erheben, bevor er sein Ziel erreicht hätte. In der Abenddämmerung begab er sich in tiefe innere Sammlung, bis sein Denken völlig ruhig und einspitzig war. Dann, in der ersten Nachtwache, – so steht es zu lesen – richtete er seine Konzentration auf seine früheren Leben. Schrittweise, bis in vergangene Äonen, entfalteten sie sich vor seinem inneren Auge und er sah die Erfahrungen die er darin machte.

Während der zweiten Nachtwache entwickelte er das „göttliche Auge“, er sah wie die Wesen nach ihrem Tode, ihrem Wirken (Karma) entsprechend, wiedergeboren werden; und in der letzten Nachtwache durchdrang er die tiefsten Wahrheiten der Existenz, die grundlegendsten Gesetze des Daseins, wodurch er die subtilsten, feinsten Schleier der Unwissenheit von seinem Geist entfernte. Als der Morgen dämmerte, war die unter dem Baum sitzende Gestalt nicht mehr ein Bodhisatta, ein um Erwachung Ringender, sondern ein Buddha, ein vollkommen Erwachter, einer, der noch zu Lebzeiten das Todlose erlangt hatte.

Der Erleuchtungstag wird gesondert gefeiert.

Der Erwachte[Bearbeiten]

Der gerade erwachte Buddha blieb mehrere Wochen in der Nähe des Bodhi-Baums und kontemplierte den Dhamma, die entdeckte Wahrheit, unter verschiedenen Gesichtspunkten. Dann kam er zu einem Kreuzweg seines spirituellen Werdegangs: Sollte er lehren, sollte er versuchen, seine Verwirklichung mit anderen zu teilen oder sollte er lieber ruhig im Wald bleiben und sich allein an der Glückseligkeit der Befreiung erfreuen?

Zuerst neigte er dazu zu schweigen. Er dachte, die gerade verwirklichte Wahrheit wäre zu tief, um von anderen verstanden zu werden; zu schwierig, um in Worte gefaßt zu werden; und er fürchtete, er würde nur ermüden bei dem Versuch, anderen seine Verwirklichung mitzuteilen. Aber jetzt erscheint in den Texten ein dramatisches Element.

Gerade in dem Moment, als der Buddha beschlossen hatte zu schweigen, erkannte eine hohe Gottheit namens Brahma Sahampati, der Herr der Tausend Welten, daß die Welt ohne den makellosen Weg, der zur Befreiung aus dem Leiden führt, verloren geht, wenn der Meister schweigt. Deshalb stieg er zur Erde hinab, verbeugte sich vor dem Erwachten und bat ihn demütig, den Dhamma zu lehren: „für jene mit wenig Staub in den Augen.“ Die Tiefe Einsicht Da betrachtete der Buddha die Welt mit tiefer Einsicht. Er sah, daß die Menschen, wie Lotosblumen in einem Teich, in verschiedenen Wachstumsstadien sind. Er verstand, daß ebenso wie manche Lotosblüten nahe an der Wasseroberfläche nur noch Sonnenstrahlen brauchen, um über das Wasser zu wachsen und voll zu erblühen, manche Menschen nur noch die edle Lehre zu hören brauchten, um zur Erwachung und vollkommenen Befreiung zu gelangen. Als er dies sah, wurde sein Herz von tiefem Mitgefühl bewegt, und er entschied sich, die von ihm gefundene Wahrheit in der Welt zu verkünden – jenen die bereit sind, zuzuhören.

Die ersten, die er aufsuchte, waren seine früheren Gefährten, die fünf Asketen, die ihn vor einigen Monaten verlassen hatten. Dort, im Tierpark Isipatana (heute Sarnath), hielt er seine erste Predigt als Buddha unter freiem Himmel. Die Predigt ist als „Dhammacakkappavattana Sutta“ (= das in Bewegung setzen des Rades der Lehre) in die Geschichte eingegangen.

In den folgenden Monaten wuchs die Gefolgschaft des Erwachten schnell, da sowohl Hausleute wie Asketen, die die befreiende Botschaft hörten, ihre früheren Glaubensrichtungen aufgaben und sich zu seinen Schülern erklärten. Der Lehrer Jedes Jahr, bis ins hohe Alter hinein, wanderte er durch die Dörfer und Städte der Ganges-Ebene und lehrte alle, die hören wollten. Nur während der dreimonatigen Regenzeit rastete er, um dann seine Wanderungen wieder aufzunehmen, die sich vom gegenwärtigen Delhi bis weit östlich nach Bengalen erstreckten.

Der Buddha gründete einen Sangha, einen Orden für Mönche und Nonnen, für die er detaillierte Regeln niederlegte; dieser Orden lebt bis auf den heutigen Tag und ist wohl (zusammen mit dem Orden der Jains) die älteste kontinuierliche Institution der Welt. Er zog auch viele Laien an, die den Meister und seinen Sangha hingebungsvoll unterstützten.

Die Zeit, die Siddhattha Gotama Buddha predigend und lehrend bis zu seinem Tod verbrachte, soll noch gut 40 Jahre, wahrscheinlich ziemlich genau 44 Jahre, betragen haben, bevor er sein irdisches Leben beendete.

Des Buddhas Abschied vom Leben[Bearbeiten]

An einem besonders schönen Platz in der Nähe des Cāpāla-Denkmals ausruhend, sprach der Buddha zu Ananda: „Wer, wie ich, die vier Grundlagen der übernormalen Fähigkeiten in vollkommenem Maße ausgebildet hat, der könnte, wenn er wollte, eine Weltperiode lang am Leben bleiben.“ Als der Buddha bald darauf Ananda seinen Entschluß kundgab, nach drei Monaten in das Parinirvana einzugehen, erinnerte sich Ananda jener Worte und bat den Buddha, eine Weltperiode lang am Leben zu bleiben, aber der Buddha erwiderte ihm: „Glaubst du denn daran, Ananda?“ und da Ananda mit Ja antwortete, fuhr der Buddha fort: „Dann hättest du mich damals darum bitten sollen, jetzt ist es zu spät, denn nun habe ich meinen Entschluß gefaßt.“

Später, nach dem Tode des Buddha, machten manche Bhikkhus Ananda den Vorwurf, er habe durch seine Unachtsamkeit verschuldet, daß der Buddha dahingeschieden sei. Sicherlich ist dieser Vorwurf unbegründet. Bis auf den heutigen Tag haben viele Buddhisten darüber nachgedacht, was der Buddha wohl mit jenem Ausspruch, vorausgesetzt, daß er wirklich so gelautet hat, gemeint haben könne. Nach einer Überlieferung, die unter den Buddhisten von Ceylon, Siam und Burma verbreitet ist, soll das Wort, das gewöhnlich mit „Weltperiode“ übersetzt wird, in diesem Zusammenhang die normale Lebensdauer eines gesunden Menschen bedeuten. Dann wäre der Sinn des Ausspruches: Wer die Grundlagen der übernormalen Fähigkeiten ausgebildet hat, der stirbt nicht vorzeitig durch Unfall oder Krankheit, sondern erreicht das normale Lebensalter. Das hat der Buddha, der 80 Jahre alt geworden ist, tatsächlich erreicht. In diesem Falle wäre aber die Berufung Anandas auf diesen Ausspruch unverständlich. Vielleicht, ja wahrscheinlich, wollte Ananda den Buddha damals auch nur bitten, noch länger am Leben zu bleiben, und der Buddha erwiderte ihm, daß sein Entschluß, nach drei Monaten hinzuscheiden, feststehe.

Nach seinem letzten Mahl, das ihm der Schmied Cunda in Pāvā gespendet hatte, erkrankte der Buddha an Ruhr, erholte sich aber bald wieder und wanderte mit Ananda nach Kusinara weiter. Unterwegs machte er Rast und bat Ananda, ihm Trinkwasser zu holen. Ananda aber schlug ihm vor, noch ein wenig weiter zu gehen bis zu dem Fluß Kakuttha, der klares, kühles Wasser führe, denn der kleine Wasserlauf in der Nähe seines jetzigen Rastplatzes fließe ganz trübe, weil soeben eine große Wagenkarawane hindurchgefahren war. Der Buddha bestand aber auf seiner Bitte, und nun folgte Ananda und fand zu seinem Erstaunen das Wasser in dem Bach klar und rein. Das hielt er für ein Wunder, das der Buddha vollbracht habe.

Im Park von Kusinara angelangt, bereitete Ananda für den Buddha eine Lagerstätte zwischen zwei Zwillings-Salabäumen, wo sich der Buddha niederlegte und noch einige Anordnungen traf. Ananda aber ging in den Vihāra, das Bhikkhuheim, blieb dort an die Tür gelehnt stehen und weinte. „Ich bin noch nicht fertig“, klagte er, „muß noch lernen und üben, und der Meister, der sich meiner annahm, wird nun bald dahinscheiden!“ Der Buddha vermißte Ananda und ließ ihn durch einen Bhikkhu rufen. Dann tröstete er ihn und sprach:

„Habe ich nicht früher schon gesagt, daß wir uns von allem, was uns lieb und teuer ist, einmal trennen müssen? Was entstanden und geworden ist, muß zugrunde gehen und hinscheiden; anders ist es nicht möglich. Lange hast du dem Vollendeten in Liebe und Treue beigestanden, in Werken, Worten und Gedanken immer auf sein Wohl bedacht. Viel Gutes hast du getan, Ananda, ringe nun weiter, bald wirst du von weltlichen Einflüssen frei sein.“ Und zu den umstehenden Bhikkhus gewandt, fuhr der Buddha fort: „Ananda ist klug, er weiß, zu welcher Zeit der Vollendete für Bhikkhus und für Laienanhänger, für einen König und seine Minister, für andere Lehrer und ihre Schüler zu sprechen ist. Wenn Bhikkhus oder Laien zu Ananda kommen, beglückt sie seine Gegenwart, wenn er ihnen einen Lehrvortrag hält, erfreut sie seine Rede, und sie haben noch nicht genug, wenn er aufhört zu reden.“

So erkannte Buddha die Vorzüge Anandas vor der Gemeinde an. Dann schickte er ihn nach dem Rathaus von Kusinara, um den dortigen Ratsherren, den Mallas, anzuzeigen, daß der Buddha in ihrem Park in der kommenden Nacht zum Parinirvana eingehen werde. Nun kamen die Mallas mit ihren Familien, um von dem Buddha trauernd Abschied zu nehmen, und Ananda hatte dafür zu sorgen, daß dieser letzte Besuch bei dem sterbenden Buddha ordnungsmäßig vonstatten ging. Diese schwierige Aufgabe löste er gewandt in der Weise, daß er die Mallas nicht einzeln, sondern familienweise vortreten und dem Buddha ihre Verneigung machen ließ. So brachte er es fertig, daß die ganze Zeremonie im ersten Drittel der Nacht erledigt wurde.

Der Tod des Buddha in Kusinara[Bearbeiten]

Nachdem er lange Jahre gelehrt hatte, begab sich der Buddha im hohen Alter von 80 Jahren in die nördliche Stadt Kushinagar. Nicht lange vor seinem Tod wurde der Buddha von seinem Lieblingsschüler Ānanda gefragt, wie sein späteres Begräbnis vollzogen werden solle. Daraufhin antwortete der Buddha, dass er dies den gläubigen Laien und Prinzen überlassen könne. Dies wurde so interpretiert, dass man ihn auf die Begräbnisweise berühmter Leute unter einem großen Grabhügel bestatten müsse.

Der Tod des Buddha selbst ist besonders ausführlich im „Maha Parinibbana Sutta“ (der Rede über den Eintritt in das endgültige Nibbana=Nirwana*) beschrieben. Kurz vor seinem Tod wurde er demnach wieder von Mara, dem personifizierten Bösen, heimgesucht, der ihn drängte doch endlich in das Nibbana einzutreten. Der Buddha versicherte ihm, dass dies in Kürze auch geschehen würde. Doch das bedeutete keinesfalls einen Sieg für das Böse, da die Lehre des Buddha bereits im ganzen Land verbreitet war und sich immer mehr Anhänger fanden, die die Lehre weitergaben. Der Buddhismus war auf dem Vormarsch, und nichts konnte ihn mehr aufhalten.

*Ich habe je nach Quelle das Wort Nibbana oder Nirwana benutzt.

Um dem Buddha, seinem Leben und seiner Lehre nahe zu kommen habe ich eine Reflexion geschrieben.



Die Seite wurde erstellt von Kurt Singer
Zur Erleichterung: hier das Quellenverzeichnis und die Abkürzungen


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